Schmottseiffen 2.0


Heimatfreunde Schmottseiffen 2.0

Liebe Nachkommen der Schmottseiffener Vorgängergeneration!

Vielleicht wundert sich mancher, in dieser Form angesprochen zu werden. Aber es ist mir ein Bedürfnis, eine Initiative zu ergreifen, deren Beweggründe in mir immer dringender werden.

Seit fast 10 Jahren bin ich Vorsitzender der Heimatfreunde Schmottseiffen. Zu diesem ‚ehrwürdigen‘ Posten bin ich mehr oder weniger zufällig nach dem Tod meines Vaters 2014 gekommen.

Vorher hat mich die geografische Herkunft meiner Eltern eigentlich nur am Rande interessiert. Schlesien war im Rahmen der Abkommen nach dem 2. Weltkrieg an Polen gefallen, letztlich auch in diesem Status von Deutschland anerkannt – und irgendwie weit weg.

Einmal sind mein Bruder und ich mit meinem Vater nach Schmottseiffen gereist, wo uns gleich das Auto gestohlen wurde, aber wir hatten das ziemlich verfallene Dorf mit den Überresten seines Vaterhauses gesehen.

Das Elternhaus unserer Mutter befand sich in einem guten Zustand; es war offensichtlich renoviert worden und von fleißigen Menschen bewohnt.

Dies ist irgendwie repräsentativ für den Zustand der schlesischen Dörfer; aber es hat sich viel getan. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands haben die neuen Bewohner nun wohl doch Vertrauen in den Status erlangt und richten sich jetzt dauerhaft ein.

Das Dorf ist eigentlich nichts Besonderes, wie überall in Europa gehen die jungen Menschen ihrer Berufstätigkeit lieber in den Städten nach. Geschäfte werden geschlossen, die Bahnlinie ist seit Jahrzehnten stillgelegt und in einen schönen Radweg nach Löwenberg umgewandelt worden. Der Bahnhof, der sich noch vor fünf Jahren in einem bejammernswerten Zustand befand, ist frisch renoviert, mit Sandstrahl zu neuem Glanz gekommen und soll bald der Gemeinde als Veranstaltungsort dienen.

Ich könnte hier noch Seiten schreiben, aber das würde den Rahmen dieses Briefes sprengen.

In den Jahren meiner Tätigkeit bei den Heimatfreunden bin ich auf viele liebe, nette Menschen getroffen, die mir wirklich ans Herz gewachsen sind. Leider werden es immer weniger, und die Erinnerungen sind Ereignisse ihrer Kindheit. Wie oft habe ich – genauso wie viele Andere – mittlerweile bedauert, mich nicht intensiver mit der Herkunft und Geschichte meiner Vorfahren beschäftigt zu haben. Nun ist es für Vieles zu spät.

Dennoch bin ich der Meinung, dass die Vergangenheit unserer Vorfahren viel faszinierende Aspekte aufweist und dass es unbedingt notwendig ist, sich damit zu beschäftigen.

Schon bei meinem ersten Treffen der Heimatfreunde konnte ich feststellen, dass dort niemand dabei ist, der wieder in seine Heimat zurück will. Die Vertriebenen hatten nach ihrer Ankunft in den Westzonen und der Ostzone mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, fiel es den Einheimischen nach dem Krieg und der weitgehenden Zerstörung nicht leicht, auch noch ca. 12 Millionen Menschen bei sich aufzunehmen.

Aber gemeinsam hat es diese Generation geschafft, Deutschland zu führenden Wirtschaftsnation in Europa zu machen.

Wir als die Nachfolgegeneration haben gewiss nicht solche Ambitionen einer Restitution.

Es kann uns aber niemand verwehren, nach den Wurzeln unserer Vorfahren zu suchen, und den Ort aufzusuchen, aus dem wir letztlich stammen.

Mir schwebt nun eine unverbindliche Plattform vor, auf der in erster Linie Informationen gesammelt und ausgetauscht werden. Dazu gehören:

  • Suche nach Unterlagen in den eigenen Familienunterlagen über die Vorfahren
  • Austausch von Informationen über Schlesien/Schmottseiffen aus Beständen im eigenen/ererbten Hausstand
  • Reisen nach Schlesien
  • Unterstützung noch lebender Schmottseiffener bei der Erinnerungsarbeit
  • Veröffentlichung von Ergebnissen im Jahresheft der Heimatfreunde Schmottseiffen und dem Schlesischen Gebirgsboten vom Goldammerverlag
  • [ . . . ]

In der neueren Literatur finden sich immer mehr Beispiele, die das Interesse der Nachfolgegenerationen dokumentieren.

Ein populäres Beispiel: Christiane Hoffmann: Alles, was wir nicht erinnern: zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters. Beck C. H., 2022

Hier bieten sich auch Betätigungsfelder für die Geschichte Schmottseiffens an.

Vielleicht tun sich ja noch Verbindungen zur Geschichte unserer Vorfahren aus Schmottseiffen auf.

Für mich wäre es besonders wichtig, endlich auch mit moderneren Kommunikationsmitteln zu arbeiten; zwar sind Briefe, Fotos und Telefongespräche ganz nett, aber für eine fundierte Arbeit doch zuweilen recht mühsam.

Zunächst wäre ich glücklich, Rückmeldungen in welcher Form auch immer, zu erhalten, vielleicht auch eigene Vorschläge und Ideen. Welche Punkte sind von Interesse, welche eher weniger gefragt? Mir ist klar, dass diese Thematik so manchem vielleicht auch weiterhin fremd ist, aber auch das muss ja wohl ohne Groll akzeptiert werden.

Hier noch zwei Quellen, die ich für brauchbar halte:

Das zweite Buch ist stark ermäßigt bei der Bundeszentrale für politische Aufklärung zu erhalten, wie schon im link zu erkennen.

Berlin, im Februar 2024

Liebe Heimatfreunde!

Erneut in dieser Form, also als newsletter, wende ich mich an Euch.

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich noch nicht dazu gekommen bin, eine eigenständige homepage zu erstellen, aber der Gedanke ist da und wird hoffentlich bald Wirklichkeit werden.

In meinem letzten Brief hatte ich ja schon die Termine für die Treffen der Heimatfreunde in Nauen und in Iserlohn (Rübezahlbaude) genannt. Ein weiteres Ereignis findet im November am Volkstrauertag in Hainfeld/Pfalz (17.11.24) statt.

Einige von Euch kennen den Anlass bereits aus eigenem Erleben. Ende der 80er Jahre begann fast zufällig eine herzliche Freundschaft von Hainfeldern mit den Heimatfreunden. Auf dem dortigen Friedhof befindet sich das Grab des letzten Pfarrers von Schmottseiffen, Herrn Prälat Hemmer, der die unglaubliche Anzahl von 40 Jahren die Pfarrstelle inne hatte. Kurz nach der Vertreibung verstarb er in seiner Heimat mit über 80 Jahren.

Bei einem Besuch einiger Heimatfreunde auf dem Friedhof in Hainfeld kam man miteinander ins Gespräch, und so entwickelte sich eine bis heute lebendige Freundschaft.

Der Vater des jetzigen Bürgermeisters Schwarz war Steinmetz und schuf den Gedenkstein der Schmottseiffener auf dem Friedhof.

Nach der Gedenkfeier in der Trauerhalle des Friedhofs, die von der Gemeinde als Veranstaltung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge https://www.volksbund.de/ gestaltet wird. Am Stein der Schmottseiffener entzünden wir für jeden Verstorbenen des vergangenen Jahres eine Kerze. Anschließend besuchen wir das nur wenige Schritte entfernte Grab des Pfarrers Hemmer und legen auch dort ein Gebinde nieder.

Das Mittagessen findet in einem örtlichen Gasthaus statt; nur wenig später lädt die Gemeinde zu einer üppigen Kaffeetafel im Gemeindesaal ein, wo wir in gemütlicher Runde den Tag ausklingen lassen. Wir sind jedes Mal tief gerührt von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Hainfelder. Zu Beginn dieser Treffen lag die Teilnehmerzahl im oberen zweistelligen Bereich, jetzt sind wir nur noch wenige. Im letzten Jahr war kein gebürtiger Schmottseiffener mehr dabei.

Deshalb fände ich es nur belebend, wenn wir als Nachfolgegeneration in die Fußstapfen unserer Vorfahren treten könnten. Ich hänge das Programm des letzten Jahres an. Eine Teilnahme über alle Tage ist nicht verpflichtend. Nach alter Tradition übernachten wir in dem bekannten Weinort Rhodt, nur 2 km von Hainfeld entfernt, im Weingut Waldkirch. https://www.hotel-waldkirch.de/ Dort könnten wir abends auch in der Weinstube ein gemütliches Beisammensein halten, uns gegenseitig noch besser persönlich kennenlernen und Ideen für neue Aktivitäten sammeln könnten. Hans-Günter, Konrad und Roger kennen das Ganze ja schon und könnten aus eigener Erfahrung berichten.

Ich würde mich über zunächst unverbindliche Zusagen freuen; irgendwann müssten wir uns dann aber auch anmelden und die Unterkünfte buchen.

Dies wär’s erstmal für heute. Über Rückmeldungen mit Anregungen und Kritik freue ich mich immer.

Herzliche, heimatliche Grüße

Bernhard