Schmottseiffen auch im MDR

Grenze überschritten? Deutsche Aufschrift an einem ehemaligen Bahnhof


Zumindest ein Teil der polnischen Bevölkerung will die optischen Relikte deutscher Vergangenheit nicht akzeptieren.
Das zeigt der Fall des niederschlesischen Dorfes Ober-Schmottseiffen (polnisch:
Pławna Górna). Dort wurde vor Kurzem der ehemalige Bahnhof saniert, in dem heute das Gemeinschaftshaus untergebracht ist. Über der Eingangstür hat man die Inschrift mit der deutschen Variante des Ortsnamens wiederhergestellt.
Erst als die Inschrift erneuert wurde, ließen sich viele kritische Stimmen vernehmen. Manche Einwohner haben sich gefragt, ob hier noch Polen sei.
Stanisław Jakubowski, Dorfvorsteher Pławna Dolna:
„Den originalen deutschen Schriftzug konnte man bereits vor der Sanierung sehen, er fiel aber nicht auf und verursachte keine großen Kontroversen“, berichtet Stanisław Jakubowski, Dorfvorsteher in dem Nachbarort Nieder-Schmottseiffen (polnisch: Pławna Dolna), der das ehemalige Bahnhofsgebäude mitverwaltet. „Erst als die Inschrift erneuert wurde, ließen sich viele kritische Stimmen vernehmen. Manche Einwohner haben sich gefragt, ob hier noch Polen sei“, argumentiert Jakubowski. Er findet auch, dass der deutsche Ortsname hier, etwa 50 Kilometer östlich von Görlitz, nicht so sehr hervorgehoben werden sollte. Schließlich war der Druck der Kritiker so groß, dass der Gemeinderat beschloss, die deutsche Aufschrift durch eine Tafel mit dem polnischen Schriftzug „Gemeinschaftshaus des Dorfes Pławna“ zu überdecken.

Im schlesischen Dorf Pławna Górna (dt. Ober-Schmottseiffen): Zwischenzeitlich verdeckt ein Schild mit der polnischen Aufschrift „Gemeinschaftshaus des Dorfes Pławna“ die restaurierte deutsche Inschrift. Bildrechte: Dawid Smolorz.


Keine Einwände gegen die Erinnerung an den historischen Namen, den der Ort ja sieben Jahrhunderte lang trug, hat wiederum Jakubowskis Amtskollege aus Ober-Schmottseiffen Marcjan Majer. Lange bemühte er sich um eine für alle einigermaßen akzeptable Lösung und hofft, sie nun endlich gefunden zu haben. Vor dem deutschen Schriftzug hängt
jetzt zwar weiterhin eine polnischsprachige Tafel, aber die Entfernung zur Fassade ist so groß, dass man auch die deutsche Inschrift sehen kann. Außerdem wählte man für den polnischen Text eine Schriftart, die an alte deutsche Texte erinnert – die Frakturschrift. Ob diese Variante tatsächlich alle akzeptieren können, wird sich noch herausstellen, denn
noch haben nicht alle Einwohner der beiden Zwillingsorte die neue Variante gesehen.

Schmottseiffen – Plawna

Ein Treffen der Enkel von Lange, Adolf 196d im Kloster Marienthal bei Ostritz war der Anlass für einen Tagesbesuch in Schmottseiffen.

Am Freitag, d. 18. Oktober 2024 brachen wir in zwei Autos zur kurzen Anreise über gut ausgebaute Straßen durch idyllische Dörfer in Richtung Liebenthal, Schmottseiffen auf. Die moderne Technik (Navi!) ermöglichte uns, Görlitz und Zgorcelek links liegen zu lassen und uns an der lieblichen Landschaft Niederschlesiens zu erfreuen.

Die Straßen befinden sich mittlerweile in einem guten Zustand, die Dörfer erstrahlen in neuem Glanz, viele neue Häuser grüßen vom Straßenrand. Überall gibt es inzwischen Supermärkte, wie Dino oder Biedronka, die ein umfassendes Warenangebot bieten.

Über Liebenthal führte uns der Weg nach Oberschmottseiffen und dann ins Tal zum Niederdorf, vorbei am Museum der Flucht und Vertreibung. Nach längerer Abwesenheit wird einem so richtig bewusst, wie lang Schmottseiffen als Straßendorf doch ist.

Im ‚Zentrum‘ begrüßen uns die überlebensgroßen Figuren des Künstlers Milinski, sowie die Bauten der ‚Schlesischen Legende‘ auf dem Gelände der ehemaligen Schmiede.

An diesem Freitag Vormittag ist noch nicht viel los in Plawna, so wenden wir uns bald dem Bahnhofsgebäude zu, von dem in letzter Zeit bedeutende Veränderungen bekannt wurden.

Der Anblick im strahlenden Sonnenschein verschlägt uns fast den Atem. Das Haus ist von außen völlig durch Sandstrahl gereinigt und trägt tatsächlich die einst im Original befindliche Aufschrift: Schmottseiffen – Lähn. Die Umgebung ist neu gepflastert, alles ist sehr aufgeräumt, eine Wildblumenwiese schmückt den Vorplatz.

Das Bahnhofsgebäude mit der Wildblumenwiese im Vordergrund – Foto: W. Branke

Erwartet werden wir schon von Herrn Marcjan Majer, mit dem der Vorsitzende der Heimatfreunde über den Bürgermeister von Liebenthal im Vorfeld Kontakt aufgenommen hatte. Herr Majer hat lange Zeit in Deutschland gearbeitet und spricht daher gut deutsch. Er ist ein örtlicher Unternehmer, der sich als eine Art Ortsvertreter in der Großgemeinde Lubomierc sehr für die Gemeinde Plawna einsetzt. Er veranstaltet für uns eine Führung durch das Gebäude und weist mit berechtigtem Stolz auf die beinahe unfassbare Arbeit der vielen Freiwilligen/Ehrenamtlichen hin, die diese Veränderungen ermöglicht haben.

Noch ist längst nicht alles erledigt, aber man sieht die große Linie. Dieser ehemalige Bahnhof wird nun zum ‚Haus der Gemeinde‘ und dient schon seit dem vergangenen Jahr als Versammlungsort für Jugendliche, Frauenvereine, Filmvorführungen, musikalische Darbietungen und mehr.

Kernstück ist der große Saal, in dem die meisten Veranstaltungen stattfinden. Die großen Fenster lassen viel Licht ein, an der Stirnseite befindet sich ein Großbildschirm. Eine Teeküche, WC und ein kleinerer Raum für Gruppentreffen von Jugendlichen oder anderen Vereinigungen ergänzen das Raumangebot.

Das Obergeschoss enthält weitere Räumlichkeiten, deren endgültige Bestimmung aber wohl noch nicht feststeht.

Auch der Keller ist vollständig geräumt und harrt neuer Bestimmungen. Deutlich sind die Spuren der Kohle aus vergangener Zeit zu erkennen, die trotz aller Bemühungen von der ursprünglichen Bestimmung zweier Räume zeugen.

In einem dieser Räume hat man einen Blick auf die technischen Anlagen aus der Vergangenheit des Bahnhofs (siehe Foto). Dies ist nun schon sehr stilisiert und fast verfremdend, aber ein gelungener Hinweis auf die Geschichte.

Weichen- und Signalanlage vor und nach der Restaurierung

Im Gespräch ergeben sich interessante Aspekte:

Die äußere Neugestaltung nahm viele Stunden in Anspruch. Herr Majer ist selbst Inhaber einer Firma für Gartengestaltung und somit ein Fachmann auf diesem Gebiet, was man dem Ergebnis auch ansieht.

Er hat in den letzten Jahren versucht, so viele Mitstreiter zu finden und zu motivieren, wie möglich, ohne die eine solche Aufgabe überhaupt nicht zu leisten gewesen wäre.

Dies hat auch den Nebeneffekt eines neu erweckten Gemeindelebens, was diesseits und jenseits der Grenze im ländlichen Raum eigentlich eine negative Entwicklung aufweist.

Die historisch korrekte Wiederherstellung des Äußeren des Gebäudes, vor allem die deutsche Bezeichnung des Bahnhofs Schmottseiffen – Lähn, fand nicht ungeteilten Zuspruch in der Bevölkerung.

Noch immer bestehen in Teilen der Einwohnerschaft große Vorbehalte gegenüber solchen Bezeichnungen. Zeitweise war auch der Bahnhofsname verdeckt von einem polnischsprachigen Transparent Swietlica Wieska Plawna, was in deutscher Übersetzung etwa ‚Haus der Gemeinde Plawna‘ heißt.

Herr Majer wies aber darauf hin, dass es in Plawna mittlerweile eine Art Generationenwechsel gegeben hat. Neben den verständlichen Vorbehalten der älteren Generation gegenüber Deutschland und den Deutschen gibt es nun eine von der Vergangenheit eher unbelastete, die sich einer Verständigung geöffnet hat.

Ähnliches lässt sich ja auch von der deutschen Seite und konkret von den Heimatfreunden Schmottseiffen sagen.

Abschließend versicherten wir uns gegenseitig in dem Bemühen, den Blick auf die Zukunft zu richten, ohne die Vergangenheit zu verdrängen.

Die Generation der Nachgeborenen sollte für eine Atmosphäre der Versöhnung und eines friedlichen Miteinanders einstehen. Deshalb sprachen wir Herrn Majer unseren herzlichen Dank dafür aus, dass er uns so freundlich aufgenommen hat und sich mit seinem starken Engagement in diesem Sinne zwischen der Gemeinde Plawna und den Heimatfreunden Schmottseiffen als Vermittler einsetzt.

Im Bahnhofsgebäude soll auch auf die Geschichte hingewiesen werden. Ein Beispiel findet sich in der Abbildung der Fahrkarte aus vergangener Zeit. Hier wären die Initiatoren für Beiträge der Schmottseiffener dankbar; vielleicht findet sich ja in dem einen oder anderen Nachlass noch ein Dokument oder gar ein Gegenstand?

Sehr beeindruckt blieb für uns noch ein kurze Zeit für einen Besuch des Friedhofs. Die Kirche St. Thekla war leider verschlossen.

Zum Mittagessen ging es dann nach Löwenberg in die mittlerweile schon zur Traditionsgaststätte der Heimatfreunde gewordenen Alten Schmiede. Die schlesisch-polnischen Speisen kamen in hervorragender Qualität und großzügiger Portionierung auf den Tisch, so dass wir gestärkt wieder in unser Quartier ins Kloster Marienthal in Ostritz bei Görlitz zurückfahren konnten. Leider war nicht genug Zeit, weitere Sehenswürdigkeiten wie das Museum der Vertreibung oder die Schlesische Legende zu besichtigen. Bei dem schönen Weg wäre auch ein Aufstieg zum Kreuzweg lohnend gewesen; aber das kann ja bei einem nächsten Besuch noch nachgeholt werden.

Schmottseiffen bleibt verschont!

Auch wenn in unmittelbarer Nähe mehrere Ortschaften zum Teil stark betroffen waren, hat die Flut Schmottseiffen nicht erreicht.

Einige Bewohner von Schmottseiffen sammeln Sachspenden, um schnelle Hilfe zu leisten.

Der langjährige Bürgermeister unserer Partnergemeinde in Hainfeld, Herr Wolfgang Schwarz hat nach Erreichen der Pensionsgrenze sein Amt als Ortsbürgermeister der bisherigen 1. Beigeordneten, Frau Ute Schweig, übergeben.

Der herzliche Dank der Heimatfreunde Schmottseiffen geht an den scheidenden Bürgermeister, der über viele Jahre immer aktiv und großzügig zum Volkstrauertag und zum Erhalt des Gedenksteins der Heimtfreunde auf dem Friedhof gesorgt hat. Er hat, was wir freudig begrüßen, auch weiterhin sein Mitwirken zugesagt.

Zu ihrem neuen Amt gratulieren die Heimatfreunde Frau Schweig ganz herzlich und hoffen auf eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit. Das hat sie auch bestätigt, worüber wir sehr glücklich sind.

Auf Stippvisite in Schmottseiffen

Juli 2023

Die Sehnsucht war zu groß geworden, also stand der Entschluss fest: Eine Kurzreise von Berlin nach Schmottseiffen mit dem Auto.

Abfahrt kurz nach sechs in der Frühe, der Verkehr in der Ferienzeit Mitte Juli ist merklich geringer geworden, so dass die Fahrt zügig voranging.

Ein wenig bange sah ich der Autobahn nach einem kaum merklichen ‚Grenzübertritt‘ hinter Forst entgegen, befand sich vor wenigen Jahren dort noch ein Abschnitt, wie er nach der ursprünglichen Bauzeit der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zu erwarten war.

Aber die Überraschung war freudig: Der Verkehr gleitet auf der zurzeit halb fertig gestellten Fahrbahn einspurig zügig dahin, allerdings bedrängt von ungeduldigen ‚Einheimischen‘, für die die Geschwindigkeitsbegrenzung wohl eher eine Empfehlung darstellt.

Löwenberg: Bunzlauer Tor

Bald ist die Abfahrt nach Bunzlau erreicht, dann geht es zügig über Löwenberg nach Schmottseiffen.

Die Fahrt durch die liebliche niederschlesische Landschaft lässt schon bald eine Art Urlaubsgefühl aufkommen; hier scheint der Klimawandel den Mischwald noch nicht so stark beeinträchtigt zu haben wie in den brandenburgischen Kiefernwäldern.

Dann endlich erscheint der Kirchturm von St. Thekla, kurz nach der Einfahrt ins Dorf die Begrüßung durch die an Disneyland erinnernden überlebensgroßen Figuren der Schlesischen Legende. Dazu wird noch an anderer Stelle zu berichten sein.

Neu ist der Supermarkt, der den kleinen Laden gegenüber vom Ruprecht-Bäcker verdrängt zu haben scheint.

Das Schwesternhaus steht auch noch, wenn auch die letzten Jahre wohl recht bewegt vergangen sind. Herr Hartel empfängt wie immer freundlich, er hat viel zu tun.

Zuerst einmal geht es zur Kirche und zum Friedhof. Man sieht dem Gebäude an, dass die letzte Renovierung schon ein paar Jahre her ist, der Anstrich blättert an vielen Stellen. Zum Glück ist das Haupttor geöffnet, dann aber ist der Innenraum durch eine Gittertür versperrt, so dass nur ein beschränkter Einblick möglich ist. Viel hat sich wohl nicht geändert seit dem letzten Besuch vor ein paar Jahren. Es wäre interessant zu erfahren, wie sich der Kirchbesuch in Schmottseiffen entwickelt hat.

Der Friedhof bietet den bekannten Anblick mit den bunten Plastikblumen, die so manches überdecken. Das Grab der Großeltern von Bischof Müller sieht noch immer ansehnlich aus, dagegen verfällt die Begräbnisstätte des Pfarrverwesers Toepsch immer mehr; ein Blick ins Innere kann einen nur erschauern lassen.

Auf dem Rückweg dann das erfreuliche Erlebnis dieser Stippvisite. Am Fuße des Wegs zur Kirche haben es sich zwei Frauen zur Aufgabe gemacht, den Sockel des Kruzifixes neu zu bemalen. Die Jüngere spricht deutsch und erklärt, dass sie und ihre 86jährige Mutter es nicht länger mit ansehen konnten, wie dieses christliche Symbol verfiele.

So kauften sie im Baumarkt Farben und Pinsel und machten sich ans Werk.

Mein nächstes Ziel ist der Bahnhof Schmottseiffen, von dessen wundersamer Verwandlung ich schon erfahren hatte. Tatsächlich ist die Überraschung groß, als ich das Gebäude in frischer, abgestrahlter Verfassung erblicke. Besonders erfreulich ist die deutschsprachige Beschriftung. Im Inneren ist  nicht viel zu erkennen, die meisten Räume stehen noch leer; in einem befindet sich eine Tischtennisplatte. Man darf gespannt sein, wie die zukünftige Nutzung als Gemeindezentrum aussehen wird.

Mit meinem Klapprad breche ich dann auf dem schönen Radweg in Richtung Löwenberg zum Mittagessen auf. In Löwenberg hat sich auch nicht viel verändert; der Marktplatz ist ansehnlich wie immer, der Hauptverkehr verläuft ja längst um den Stadtkern herum, so dass eine angenehme Atmosphäre herrscht.

Schon bald nach meiner Rückkehr in Schmottseiffen trete ich dann die Heimreise an, die genauso unproblematisch verläuft wie die Hinreise.

Mein Entschluss steht fest: Bis zur nächsten Fahrt nach Schmottseiffen wird bestimmt nicht mehr so viel Zeit vergehen wie beim letzten Mal, dann aber hoffentlich mit ein paar Heimatfreunden.

                                                                                                        Text und Fotos: Bernhard Lange

  1. August 2021
    Was schenkt man einer begeisterten Familienforscherin mit Wurzeln in Schlesien zum runden Geburtstag? Eine Reise in die Heimat ihrer Ahnen. Das haben sich meine Eltern und Mann Mark gedacht und mir, die seit unserer ersten Schlesienfahrt 2017 von nichts anderem mehr sprach damit einen Herzenswunsch erfüllt. Aufgrund der Pandemie hat sich das Wiedersehen mit der „Schläsing“ um ein Jahr nach hinten verschoben, aber umso grösser war die Freude, als es am 4. August 2021 für uns vier von Grevenbroich (NRW) aus endlich gen Osten ging. Die Fahrt führte uns einmal quer durch Deutschland. Nach einer kurzen Verschnaufspause in Leipzig erreichten wir via Görlitz und Greiffenberg unser Ziel: Opas Geburtsort Schmottseiffen.
    Der uns schon vertraute Kirchturm St. Theklas begrüsste uns und wir bezogen Quartier in Herrn Hartels beiden Bungalows.
    Beflügelt davon wieder zurück zu sein, waren wir schnell neuen Tatendrangs. Zuerst kehrten wir in unserem „Stammlokal“ im benachbarten Löwenberg ein, bevor Mark und ich noch einen Spaziergang durch Mittel-Schmottseiffen machten.
    Der abendliche Himmel bot dabei ein farbenprächtiges Wolkenspiel, das in mir nur einen Gedanken hervorrief: „Da freut sich jemand mit uns über unsere Rückkehr.“
    Erschöpft, aber gespannt auf das, was kommen würde, fielen wir ins Bett.

Alte Spuren suchen & neue hinterlassen

  1. August 2021
    Der nächste Tag begann mit einer Wanderung auf den vor unserer Haustüre liegenden Stationsberg. Vorbei an den von Familie Hoferichter geschaffenen Kreuzwegstationen gelangten wir nach oben. Von dort hatte ich gehofft, die ikonische Aufnahme Mittel-Schmottseiffens mit Schwesternhaus und Kirche nachzustellen, musste aber erkennen, dass die Sicht heute wegen zu dichter Bäume nicht mehr so frei ist, wie sie es zu Opas Zeiten gewesen sein muss. Bergab gelang es uns dann aber doch noch dank einer Lichtung beide Schmottseiffener Wahrzeichen festzuhalten

Vom Stationsberg machten wir uns auf den Weg ins Niederdorf. Hier liegt unweit des ehemaligen Bahnbeamtenhauses Nr. 14, umgeben von viel Wiese und in Richtung eines Hügels, das Grundstück, auf dem Opa (Jahrgang 1926) geboren und aufgewachsen ist. Ich sage bewusst Grundstück, denn sein Elternhaus, Haus 19, steht heute nicht mehr.
Trotzdem ist ein Besuch hier für uns jedes Mal ein Muss. Während wir vier Jahre zuvor Heimaterde und einen Mauerstein vom noch existierenden Aussenkeller als Andenken mitgenommen hatten, haben wir diesmal etwas dagelassen: eine Erinnerungstafel, die nun an einem Walnussbaum hängend unserer Hübners gedenkt.

Natürlich in Absprache mit den heutigen Besitzern bei denen wir darauf-hin noch zu Kaffee und Gebäck eingeladen waren. Hinzukam ihre flies-send Englisch sprechende Tochter, die als Dolmetscherin agierte.
Sie hätte ich auch gerne an unserer Seite gehabt, als wir uns später mit dem Schmottseiffener Pastor getroffen haben. Durch die moderne Tech-nik war die Verständigung mit ihm jedoch mittels einer Übersetzungs-app ebenfalls kein Problem.
Schon im Vorfeld hatte er in den Kirchenbüchern St. Theklas erfolg-reich nach Hübner Einträgen für meine Forschung gesucht, so dass un-sere ganze Aufmerksamkeit dem Inneren der Kirche gelten konnte. Da-bei haben wir das nachgeholt, was wir beim letzten Mal versäumt hatten und sind zur Orgel emporgestiegen.
Carl Friedrich Ferdinand Buckows drittes Werk ist etwas in die Jahre gekommen, aber die deutschen Bezeichnungen der Registerzüge sowie die Namensplakette von Umbauer und Orgelbaumeister Max Eichler ha-ben sich erhalten.

Weitere Spuren der deutschen Ortsvergangenheit gab es im örtlichen Museum, dem einstigen Schuhmacherhaus der Familie Dittrich in Ober-Schmottseiffen, zu entdecken. Darunter z.B. die Grabtafel der früheren Hausherrin Maria Theresia geb. Baumert, das Halsband von Kantor Rin-gelhanns Hund und die Namensschablonen für Landwirt Bruno Pauls Getreidesäcke. Nicht zu vergessen, die vielen Alltagsgegenstände. Bei der Vorstellung, dass einer davon einmal meiner Familie gehört haben könnte, erschien ein Löffel oder Kleiderbügel plötzlich in einem ganz anderen Licht.

Auge in Auge mit Rübezahl

  1. August 2021
    Bisher hatten wir sie immer nur im Vorbeifahren vom Auto aus bewun-dert: die eindrucksvollen Felsformationen am Strassenrand südlich von Löwenberg bekannt als Löwenberger Schweiz.
    Das sollte sich mit dem Wanderführer des Löwenberger Regionalvereins (Lwóweckie Towarzystwo Regionalne) in der Hand an diesem Tag än-dern. Vom Löwenberger Marktplatz kommend, erreichten wir über den Hospitalberg und die Ruinen des Boberhauses den in den Wald führen-den Wanderweg.

Ab jetzt galt es die Augen nach Spuren des sagenumwobenen Berggeists Rübezahl offenzuhalten von dem mir als Kind Opa oft erzählt hatte.
Turm- und pilzartige Felsen regten unsere Fantasie an, doch sein „Herz“ in Form eines Steins, das hier zu finden sein soll, blieb uns verborgen.


Entschädigt wurden wir oben angekommen mit einer klaren Aussicht, die das Gebirge in der Ferne erahnen liess.

Nach einer wohlverdienten Stärkung wanderten wir weiter zum BuchWer mit dem Wanderweg vertraut ist, weiss, wo diese Begegnung statt-gefunden hat: in einer versteckten, über Treppenstufen zugänglichen Ni-sche, die auf den gegenüberliegenden Felsen verweisend die Inschrift „Zum Rübezahl“ trägt. Ein früher darüber angebrachtes Medaillon oder Ähnliches fehlt.
Im Gegensatz dazu ist der Obelisk im Buchholz nicht ganz verschwun-den. Überreste seines Fundaments liegen verstreut und moosüberwach-sen auf dem Waldboden. Hier war all unsere Vorstellungskraft gefragt, um sie gedanklich wieder zu dem thronenden Objekt zusammenzufügen, das es einst war.

Genauso viel, wenn nicht noch mehr Fantasie verlangte uns der wenige Gehminuten entfernte Blücherplatz ab, wo seit 1814 fast jedes Jahr Ende August das über die Grenzen Löwenbergs bekannte Fest zu Ehren des die Stadt von den Franzosen befreienden Feldmarschalls abgehalten worden war. Von dem was den Festplatz samt seines Restaurationsge-bäudes mal ausgemacht hat, ist nicht mehr viel übrig.
Blüchers Büste aus carrarischem Marmor von 1841 ist heute im Mu-seum im Löwenberger Rathaus zu sehen mit dessen Besuch wir den Tag ausklingen liessen.

Über den Dächern von Hirschberg

  1. August 2021
    Ein letzter Blick auf St. Thekla und das Schwesternhaus und schon war die Zeit in Schmottseiffen wieder vorbei. Grund traurig zu sein hatten wir aber nicht, denn schliesslich ging unsere Reise noch weiter: über Hirschberg ins Riesengebirge.
    In Hirschberg bummelten wir zu Akkordeonklängen eines Strassenmusi-kanten durch die malerische Altstadt und erkundeten ihre Sehenswürdig-keiten.
    Am „Ring“ wurde gerade eine Open-Air-Bühne aufgebaut für deren Aufführung man keine bessere Kulisse als das Rathaus und die bunten Bürgerhäuser hätte wählen können.
    Bunt, lebendig und geschichtsträchtig, so präsentierte sich uns die „Perle des Riesengebirges“.
    Mark, gebürtig aus Kalifornien, war besonders von den vielen histori-schen Gebäuden angetan, die es in dieser Anhäufung in seiner Heimat nicht gibt.
    Von einem davon, dem Burgtorturm, genossen wir die Sicht über die Stadt; die Bergwelt zum Greifen nah. Der Turm ist kostenfrei zu bestei-gen, aber Vorsicht, man muss schwindelfrei sein. Ist man es nicht, schickt man seinen Mann auf die oberste Aussichtsplattform zum Foto-grafieren (zwinker).

Wird fortgesetzt!